Kulturwandel
Doch in der Digitalisierung geht es um mehr als um die Anwendung neuer Techniken oder Kom-munikationswege - Digitalisierung ist nicht nur "ein Mittel zum Zweck"! Wenn sich Prozesse verändern, verändern sich auch Inhalte. Die Welt in der wir leben, wird eine andere. Und mit der Welt wird sich auch unser Verständnis des Menschen und seines Lebens in der Welt verändern.
Eine theologisch verantwortete Reaktion auf die digitalen Revolutionen darf sich deshalb nicht auf den rein instrumentellen Umgang mit neuen Technologien beschränken. Digitalität bedeutet für Kirche und Theologie mehr als den Werbeauftritt zu optimieren, einen Twitteraccount zu bespielen, oder die Vorlesung vom Tablet abzulesen. Es bedeutet auch anderes, als einfach neue ‚Kanäle‘ der Glaubenskommunikation zu nutzen, um das, was immer schon galt, einfach digital zu performen. Das alles unterschätzt die grundlegende Veränderung von Kultur und Gesellschaft durch Digitalität. Es gibt nicht einfach ein paar neue Wege - die ganze Landschaft verändert sich.
Es verändert sich unser Denken und Fühlen, die Art und Weise, wie wir Netzwerke bilden, Solidarität und Vielfalt verstehen, Demokratie gestalten, unsere Vorstellung von Glück und Freiheit … Und es verändert sich die Rolle von Caritas in den unterschiedlichen Handlungsfeldern. Oft unbewusste Dynamiken der "Kulturveränderung" sind im Gange. Auch die Caritas als zivilgesellschaftliche Akteur*in steht schon längst in diesen Dynamiken, die sie - bewusst oder unbewusst - mitgestaltet bzw. von denen sie gestaltet wird (Digitalisierung als umfassender gesellschaftlicher Trans-formationsprozess).